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Schlechte Zeiten für Dichter

FESTIVAL D’AVIGNON

Die Erfolge der Anna Kupfer

Ein Program mit dem Namen Sale temps pour les poètes !
Envoyé spécial.
Schauspielerin mit der Goldstimme, Anna Kupfer in Berlin gebürtig, lebt seit . langem in Frankreich. Gern spielt sie dort Theater und, immer öfter, wenn’s ihr gefällt, erfindet sie einfallsreiche Repertoires. Den berauschenden Alkohol der Verse der Östereicherin Ingeborg Bachmann hat sie bereits destilliert. 1997, gründet sie Ljube, mit dem Musiker Bruno Sansalone. Gemeinsam haben sie einen den yiddischen Liedern gewidmetem Gesangszyklus aufgebaut, um sich dann sozusagen natürlicherweise, ein Brechtprogamm zu schenken. Hier ist sie nun heute in Avignon, wieder in Begleitung von Bruno Sansalone un seinen Klarinetten, in einem neueröffneten Saal etwas außerhalb der Stadtmauern, mit einem Rezital namens Sale temps pour les poètes ! untertitelt « Sprachlieder ». Der Titel ist ein wenig als Antiphrase, denn wenn auch der Poesie im Schatten die Flügel hängen, Anna Kupfer gibt sich Mühe sie in unseren Herzen taghell klingen zu lassen, in verschiedenen Sprachen, denn ihr Talent erlaubt ihr sich in die vielseitigen Idiome mit Sensibilität einzufühlen. So entnimmt sie in jiddish dem Itzik Manger, dem Italiener und Frioulaner Pier Paolo Pasolini, den Spaniern Antonio Machado, Federico Garcia Lorca et Paco Ibanez, dem Portugiesen Camoens, den Franzosen Genet, Ferré ou Aragon, etc alle lyrischen Säfte der orginalen Version. Eine Blume im Haar, in ihrem schwarzen Kleid im Stil einer feurigen Zigeunerin, mit ihrer Freundin Gitarre, erweicht, berührt, bestürtzt Anna Kupfer sie gar, mit dem verzauberdem Charme einer zu Heldentaten fähigen Stimme ohne sie zu misbrauchen. Die Intelligenz der Texte, den mit Bruno ausgetauschten Humor, lächelnder Virtuose, seine Hände auf der Klarinette, das Bühnenbild, aus geistigen Landschaften, von Arièle Bonzon photographiert zusammengestellt, alles spielt mit und um Anna Kupfer, eine Aura ohne gleichen hervorzubringen. Es reicht sie den Fado singen zu hören, um aus Dankbarkeit zu schmelzen.

Jean-Pierre Léonardini